
Warum es sich lohnt, erst die Grundlagen zu meistern, bevor man sich in astrologische Details verliert.
Der Weg zur Astrologie ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Manche stolpern über die Mondknoten oder Chiron, lesen etwas dazu und beginnen dann, sich tiefer mit der Materie zu beschäftigen. Heutzutage stöbert man durchs Internet, hört Podcasts und schaut Videos – und bekommt so nach und nach ein Frickelwerk aus vielen kleinen Bausteinen. Doch wie passt das alles zusammen? Und wie kann man sich der Astrologie in einer etwas strukturierteren Art nähern? Wie wichtig sind Mondknoten, Jupiter, Lilith, Priapus und die mysteriöse „Kosmische Spalte“? Wie kann man sich in dieser Fülle zurechtfinden und wichtige Basics von Ergänzungen unterscheiden? Dazu hier ein Versuch, die Themen zu sortieren und einzuordnen.
Inhaltsverzeichnis
Wichtige Basis oder kleines Detail am Rande?
Astrologie ist ein riesiges Feld und schnell kann man hier den Überblick verlieren, was denn wichtige Basics sind und was kleinere Details oder Ergänzungen. Wenn Du zum Beispiel ein Buch über Lilith oder die Mondknoten liest, wird nicht einsortiert, ob es sich hierbei um ein essentiell wichtiges Thema in der Astrologie handelt – oder um einen Ergänzungspunkt. Fixsterne, Priapus, Würden, Rückläufigkeiten, ein Planet im Vakuum, die Dominationskette, …. Wo fängt man also sinnvollerweise an, um sich zunächst eine gute, solide Basis zu erschaffen? Und wo kann man sich dann weiter vertiefen?
Für den Einstieg macht es zunächst Sinn, die Themen in 4 grobe Bereiche zu gliedern.
- Schritt 1: Basiswissen Astrologie
- Schritt 2: Mehr Tiefe und Vielfalt in einzelne Konstellationen bringen
- Schritt 3: mehr Deutungsbreite aufbauen – zusätzliche Faktoren integrieren
- Schritt 4: weitere Methoden – zur Prognose, für Schwerpunktthemen und Ergänzungen
Um den Vergleich noch plastischer zu machen, möchte ich hier auch immer wieder die Parallele zum Erlernen von Mathematik oder einer Sprache ziehen.
Schritt 1: Basiswissen Astrologie
Im ersten Schritt geht es zunächst einmal darum, jene Bausteine eines Horoskops kennenzulernen, ohne welche eine Horoskop-Deutung schlicht nicht möglich ist. Ohne sie würden wesentliche Teile fehlen.
Im Vergleich zur Mathematik wären das die Ziffern 0-9 und die 4 Grundrechnungsarten. Wenn Du Mathe lernen willst, aber die Ziffern 4, 5 und 8 fehlen, wird es schwierig werden, einfache mathematische Aufgaben zu lösen.
In einer Sprache wären es die Buchstaben, welche beherrscht werden müssen, um einen Text überhaupt mal lesen zu können. Ohne die Buchstaben S, F und M wird jeder deutsche Text wohl nur noch schwer lesbar werden.
Also, zunächst brauchen wir die Grundbausteine eines Horoskops.
Dazu zählen:
- Die 12 Tierkreiszeichen als Urqualitäten des Lebens
- Die Planeten als innere Teilpersönlichkeiten: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto, Chiron
- Die 12 Häuser als Lebensbühnen
- Die 4 Elemente: Feuer, Erde, Luft und Wasser
- Die 3 Kreuze (Dynamiken): kardinal, fix, veränderlich
- Die Hauptachsen: Aszendent / Deszendent und Medium coeli / Imum coeli
- Die 5 Hauptaspekte: Konjunktion, Opposition, Trigon, Quadrat und Sextil
- Die Orben
- Die Hemisphären und Quadraten im Horoskop
- Deutungsmethode:
- Wie man Planeten in Häusern, Zeichen und Aspekten deutet
- Wie man die Häuser in den Zeichen deutet
- Wie man die Achsenpunkte in den Zeichen deutet
Diese Faktoren im Horoskop sind essenziell wichtig, um ein Geburtsbild zu deuten. Man kann sehr gute Astrologie auch ohne Lilith oder die Würden machen, aber nur schwer ohne ein Verständnis für Mars oder das 2. Haus.
Diese Themen werden übrigens im Kurs „Das 1×1 der Astrologie“ vollständig abgedeckt!
Sobald Du Dir die Grundlagen angeeignet hast, kannst Du in verschieden Richtungen weitergehen. Hier gibt es keine klare Hierarchie mehr, was Vorrang hat! Wichtiger wäre hier, die verschieden Themen nach und nach aufzubauen, zu vertiefen und zu erweitern.
Schritt 2: Mehr Tiefe und Vielfalt in einzelne Konstellationen bringen
Eine Möglichkeit – ohne Rangordnung – ist, mehr Deutungstiefe aufzubauen. Man könnte es auch Deutungsdichte nennen. Gemeint ist damit, dass Dir zu 1 Konstellation viele, viele verschiedene Deutungen einfallen. Dazu reichen die Elemente aus der Basis, welche Du nun auf vielfältige Art zu deuten lernst.
Hier gehört auch dazu, dass jede Konstellation ihre typischen Stärken und Schwächen hat, ihre Chancen und ihre Schattenseiten. Jede Konstellation im Horoskop kann in einer gehemmten Form erlitten werden, in einer übersteigerten Form aktiv gelebt oder in einer entspannten Form erlöst gelebt werden. Die Entwicklung des Menschen spiegelt sich auch darin, schwierige, gehemmte Konstellationen in Stärken zu transformieren.
Im Laufe der Zeit ist es wichtig, die Bandbreite der Deutung immer weiter auszubauen, sodass eine Deutung immer im Kontext des Lebens des jeweiligen Menschen vorgenommen werden kann. So wird eine bestimmte Konstellation bei einem 10-jährigen Mädchen sich anders in ihrem aktuellen Leben darstellen als bei einer 70-jährigen Pensionistin – das Lebensalter (10 Jahre oder 70) und die Lebensumstände (in Partnerschaft oder nicht, Kinder oder nicht, …) sind beim gleichen Horoskop durchaus in der Deutung zu berücksichtigen.
Ein Beispiel für Vielfalt in der Deutung anhand einer Konjunktion von Merkur und Saturn.
Hier kannst Du überlegen, wofür steht der Planet Merkur (zB für: Geschwister, Wissen, Kommunikation, Gedanken, (geistige) Beweglichkeit, Interesse, Arbeit, Perfektion, Genauigkeit, Lehrer, …) und wofür der Planet Saturn (zB für: Verantwortung, Ausdauer, Prüfer, Mangel, Strenge, Starre, Meisterschaft, Zuverlässigkeit, …)
Hier ein paar Vorschläge, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn die gibt es in der Astrologie nicht:
- Verantwortung (Saturn) übernehmen für Geschwister (Merkur)
- Strenge (Saturn) Lehrer (Merkur)
- Ein Mangel (Saturn) an Wissen (Merkur), ein Mangel (Saturn) an Interesse (Merkur)
- Ein Meister (Saturn) seines Wissensgebietes (Merkur)
- Ein Meister (Saturn) der Perfektion (Merkur)
- Ein Prüfer (Saturn) in Sachen Wissenschaft (Merkur) = der Wissenschaftler
- Mangel (Saturn) an Bewegung/ (geistiger) Beweglichkeit (Merkur)
- Der Marathon (Saturn) – Läufer (Merkur)
- Eine Verbindung von Ausdauer (Saturn) und Fleiß (Merkur)
- Zuverlässigkeit (Saturn) beim Arbeiten (Merkur)
- Starre (Saturn) Gedanken (Merkur)
- Starre (Saturn) Gelenke (Merkur)
- Kritischer (Saturn) Denker (Merkur)
- Klarheit (Saturn) im Denken (Merkur)
- Ernsthaftigkeit (Saturn) in Gesprächen (Merkur)
- Eine Verbindung von Bodenständigkeit (Saturn) und Vernunft (Merkur)
- und noch vieles, vieles mehr…
Indem Du lernst, welche Ausdrucksformen sich in einer einzigen (!) Konstellation zeigen können, und sowohl ihre Schattenseiten als auch ihre Stärken und Ressourcen beschreiben kannst, bekommt Deine Deutung mehr Tiefe.
Deutungsmethode:
- Wiederholungen im Horoskop finden durch Kombinationen der Archetypen
- Schattenseiten und Ressourcen beschreiben können
Übertragen auf die Mathematik hieße das, die Grundrechnungsarten auf zig verschiedene Arten anzuwenden. Übertragen auf eine Sprache heißt es, einen großen Wortschatz aufzubauen.
Schritt 3: mehr Deutungsbreite aufbauen – zusätzliche Faktoren integrieren
Eine weitere Möglichkeit – ebenfalls ohne Rangordnung – ist es, mehr Deutungsbreite aufzubauen. Das bedeutet, weitere Faktoren in Deine Deutung zu integrieren.
Während Du im 2. Schritt lernst, die Elemente aus der Basis zu kombinieren und zu vielseitig deuten, geht es nun um zusätzliche Faktoren im Horoskop, welche über die Basis hinausgehen.
Hier sei dazu gesagt, dass Du mit den Basics allein schon sehr viel in der Deutung abdecken kannst! Oft tendiert man gerade zu Beginn gern dazu, anstatt sich in die Basics zu vertiefen und diese wirklich zu verstehen, lieber (vorschnell) auf weitere Faktoren auszuweichen – es scheint manchmal einfacher, wenn man nicht mehr weiterweiß, einfach auf andere Horoskop-Faktoren zu schielen.
Diese zusätzlichen Faktoren erfreuen sich oft besonderer Beliebtheit – klingen sie doch irgendwie exotisch, mystisch oder irgendwie „besonders“ gegenüber dem „banalen“ Standardrepertoire.
Manche dieser Faktoren stellen eher Ergänzungen dar, durch welche die Deutung verfeinert werden kann. Dazu gehören zum Beispiel die Rückläufigkeit von Planten oder die kritischen Grade.
Andere Faktoren, wie Mondknoten, Mondphasen, Lilith oder Priapus, liefern tatsächlich neue, zusätzliche Informationen.
Zu diesen Faktoren zählen (unter anderem, denn die Liste kann sehr lang fortgeführt werden):
- Häuserherrscher-Querverbindungen deuten (sie stellen die Brücke vom Einsteiger zum Profi dar)
- Rückläufigkeiten von Planeten
- Unterscheidung in Morgenstern und Abendstern bei Venus und Merkur
- Mondknoten und Mondphasen
- Die Würden der Planeten
- Lilith, der dunkle Mond
- Priapus
- Die „Kosmische Spalte“
- Das „Vakuum“ eines Planeten
- Die kritischen Grade
- Die sensitiven Punkte
- Die arabischen Punkte (Glückspunkt, Todespunkt, …)
- Fixsterne
- Sabische Symbole
- Kleinplaneten Ceres, Vesta, Juno, …
- …
Versteh mich nicht falsch: zB die Mondphasen im Horoskop deuten zu können, ist für eine komplexe Horoskopdeutung schon interessant und kann wichtige Zusatzinformationen liefern. Die Betonung liegt hier aber auf ZUSATZ. Aber man kann ein Horoskop auch sinnvoll deuten, ohne die Mondphasen zu berücksichtigen (nur als Beispiel).
Hier könnte man sagen, diese Faktoren sind – mehr oder weniger – „nice to have“. Wenn Du sie deuten kannst, wunderbar. Wenn nicht, kannst Du aber dennoch gute Deutungen vornehmen.
Im Vergleich zur Mathematik sind wir nun bei Mengenlehre, Integral- und Wahrscheinlichkeitsrechnung angelangt. Wenn Du sie kannst, wunderbar. Aber im Alltag wirst Du vermutlich auch ohne sie sehr gut zurechtkommen.
Schritt 4: weitere Methoden – zur Prognose, für Schwerpunktthemen und Ergänzungen
Zu guter Letzt geht es noch um das Erlernen von verschieden Methoden zur Deutung.
Dazu kann einerseits ein Horoskop auf verschiedene Schwerpunktthemen hin untersucht werden, indem bestimmte Faktoren speziell untersucht werden. Aber auch die Prognosemethoden und weitere Deutungsansätze fallen hier hinein.
- Berufliche Anlagen
- Umgang mit Geld und Finanzen
- Partnerschaftliche Themen – Synastrie und Combin
- Gesundheitliche Themen im Horoskop
- Systemische Themen im Horoskop
- Vorgeburtliche Themen im Horoskop
- Karmische Themen im Horoskop
- Sexualität im Horoskop
- Halbsummen als Methode, um verdeckte Themen zu erkennen
- Verschiedene Prognosemethoden (Transite, Solare, Direktionen, Lunare, Profektionen, …)
- Die Dominationskette
- … und auch diese Liste noch erweitert werden
Resümee
Ich hoffe, Du konntest nun eine Orientierung für Dich gewinnen, wie Du einzelne Themen in der Astrologie einordnen kannst, um Dich am großen Markt besser zurecht zu finden.
Naturgemäß wird nicht jeder Astrologe die Gewichtung der Themen in gleicher Form vornehmen. Nimm es daher bitte eher als Anregung, wie Du an die Astrologie herangehen kannst, wenn Du sie lernen willst und in diese Materie tiefer einsteigen möchtest.
Ein Tipp zum Schluss: schau, dass Du die Basis gut verstehst und überbewerte die Ergänzungen nicht! Dann kannst Du Dich mit einem guten Fundament in jedes weitere Thema nach Belieben weiter vertiefen!