Warum ich kein Freund von allgemeinen Prognosen bin

Wenn man zum Thema astrologische Prognosen durch das Internet surft, dann begegnet man ihnen ganz unweigerlich: Aussagen über die Venus in den Fischen, die uns jetzt romantische Stunden zu zweit beschert (was für ein Pech, dass Du gar keinen Partner hast und daran auch nichts ändern willst!), den rückläufigen Merkur (er steht ja immer artig parat, wenn während seiner Rückläufigkeit technische Störungen uns das Leben erschweren) und ein Quadrat von Mond zu Mars, der uns heute ganz schön die Stimmung verhageln wird – aggressive Launenhaftigkeit liegt in der Luft! Aussagen dieser Art passen selten zu dem, was das Individuum in der aktuellen Zeitqualität erlebt.

Und, ja, es mag natürlich mal vorkommen, dass genau jetzt, bei rückläufigem Merkur, der Drucker zu spinnen beginnt – das mag er sonst unterjährig auch tun, aber bei rückläufigem Merkur nehmen wir es möglicherweise verstärkt wahr und schieben es dann auf den kleinen Nachbarn der Sonne. „Energie folgt der Aufmerksamkeit“ und so achten wir in diesen Zeitspannen möglicherweise verstärkt genau darauf, während wir es in anderen Zeiten einfach weniger in unseren geistigen Fokus lassen.

Was ist der Zweck von Prognose?

Wenn es um Prognose geht, kann man zunächst fragen, mit welchem Zweck man an die Prognose herangeht. Dabei kann man 3 grundlegende Formen unterscheiden:

  1. Zeitqualität für einen bestimmten Tag für ein bestimmtes Vorhaben
  2. Welche Entwicklungsaufgaben und Chancen stehen für Dich individuell gerade an
  3. Welche Entwicklungsaufgaben und Chancen stehen für die Menschheit kollektiv gerade an

Je nach Fragestellung, machen allgemeine, kollektive Deutungen, wie man sie zuhauf im Internet findet, mehr oder weniger Sinn.

Umlaufzeiten der Planeten

Um zu verstehen, welche Deutungen für welche Fragestellung sinnvoll sind und welche nicht, ist es zunächst wichtig, die Umlaufzeiten der Planeten zu kennen. Denn daraus ergibt sich, wie oft im Laufe eines Lebens bestimmte Konstellationen vorkommen. Generell kann gesagt werden: je seltener eine Konstellation gegeben ist, umso bedeutender ist sie für den Einzelnen und das Kollektiv als Lernaufgabe.

Umlaufzeiten der Planeten durch den gesamten Tierkreis

Planet Dauer durch den ganzen Tierkreis Dauer pro Tierkreiszeichen Im Alter von 60 Jahren
Mond 27,3 Tage 2,3 Tage 780-mal
Sonne 1 Jahr 30 Tage 60-mal
Merkur ca. 1 Jahr ca. 30 Tage 60-mal
Venus ca. 1 Jahr ca. 30 Tage 60-mal
Mars 2 Jahre ca. 2 Monate 30-mal
Jupiter 12 Jahre 1 Jahr 5-mal
Saturn 29 Jahre 2,5 Jahre 2-mal
Uranus 84 Jahre 7 Jahre 0,7-mal
Neptun 164 Jahre 14 Jahre 0,35-mal
Pluto 248 Jahre 16-32 Jahre 0,24-mal
.

Wenn Du also 60 Jahre alt bist, hat der Mond Dein Horoskop 780-mal umrundet und damit auch alle Planeten in Deinem Horoskop in jedem nur erdenklichen Aspekt 780-mal angetroffen.

Venus und Merkur laufen von der Erde aus betrachtet immer in Sonnennähe, daher laufen sie – wie Begleiter – mit der Sonne durch die Zeichen und brauchen daher, wie die Sonne auch, ca. 1 Jahr durch den ganzen Tierkreis. So kann Venus im Sommer nie in Steinbock stehen und im Winter nie in Krebs. Auch diese beiden Planeten durchlaufen daher Dein Horoskop sehr zügig.

Selbst Jupiter und Saturn haben, wenn Du 60 Jahre alt bist, Dein Horoskop bereits 5- bzw. 2-mal durchlaufen.

Uranus hat Dein Horoskop dann gerade zu drei Viertel durchlaufen, während Neptun und Pluto noch nicht mal die Hälfte geschafft haben. Diese 3 Langsamläufer haben daher noch nicht jeden Planeten Deines Horoskops in allen Aspekten angetroffen – und werden es auch während einer Lebensspanne nicht mehr tun. Ihre Aspekte zu Deinem Horoskop sind daher von höchster Bedeutung, da sie am seltensten vorkommen im Laufe Deines Lebens!

Die Langsamläufer zeigen individuelle Entwicklungsaufgaben zu individuellen Zeiten an

Die Langsamläufer, Uranus, Neptun und Pluto, wandern so langsam durch den Tierkreis, dass sie sehr lange Zeit an einem bestimmten Punkt im Horoskop verweilen. Durch ihre Rückläufigkeiten kann ein Aspekt zwischen Deinem Horoskop – zum Beispiel Deiner Sonne, Deinem Aszendenten oder Deinem Mond – und einem Langsamläufer rund 1-3 Jahre dauern. Diese Aspekte sind hochgradig individuell und zeigen die stärksten individuellen Entwicklungsthemen und Chancen auf.

Machen wir es konkret anhand von Uranus in Stier.

Uranus wandert seit Mai 2018 bis Mai 2026 durch den Stier.

Wenn Deine Sonne nun zum Beispiel auf 5° Stier steht, dann hast Du den Übergang von Uranus über Deine Sonne ca. von Frühjahr 2020 bis Frühjahr 2021 erlebt. Steht Deine Sonne hingegen auf 28° Stier, dann erlebst Du den Übergang erst von Frühjahr 2025 bis Frühjahr 2026 – also ganze 5 Jahre später!

Also 2 Stier-Sonnen – aber völlig unterschiedliche Zeiten, wann Uranus für Dich persönlich wichtig wird. In Phasen dieses Übergangs – Uranus über Deine Sonne – wird Deine Persönlichkeit (Sonne) für die Dauer von ca. 1 Jahr stärker als sonst mit folgenden Themen konfrontiert sein:

  • den Mut finden, aus zu engen Situationen ausbrechen zu können
  • Deinen eigenen, individuellen Weg finden
  • revoltieren gegen jede Form der Bevormundung und Kontrolle
  • mehr Freiraum, um Deiner Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen

Durch die Aspekte sind zeitgleich auch die jeweilig selben Gradbereiche anderer Tierkreiszeichen betroffen:

  • In herausfordernden Aspekten: Skorpion in der Opposition, Löwe und Wassermann im Quadrat
  • In unterstützenden Aspekten: Steinbock und Jungfrau im Trigon, Fische und Krebs im Sextil

Es hängt also von Deinem individuellen Horoskop ab, ob und in welcher Form zum Beispiel Uranus in Stier für Dich persönlich überhaupt relevant ist. Wenn Du keine Planeten oder Achsen in diesen Zeichen hast, hat Uranus in dieser Zeitspanne für Dich eine andere Bedeutung, als wenn Sonne, Mond, der Aszendent oder andere persönliche Planeten dort stehen. Dazu braucht es aber das individuelle Horoskop, um hier reale Aussagen machen zu können.

Wie erlebt nun der Stier das Jahr 2024?

Diese Frage geht in Richtung der 2. Frageform, die ich eingangs erwähnt habe: „Welche Entwicklungsaufgaben und Chancen stehen für Dich (zum Beispiel als Stier) individuell heuer an?

Die allgemeine Frage „Wie erlebt der Stier das Jahr 2024?“ kann ohne das individuelle Horoskop nur sehr unzureichend beantwortet werden, weil ja nicht bekannt ist, ob Deine Stier-Sonne auf 3°, 14° oder 27° Stier steht – ob der Uranus-Aspekt also schon lange vorbei ist, gerade stattfindet oder noch bevorsteht?

Ja, im Jahr 2024 können wir auch Jupiter in Stier deuten, wo er am 21.4.2024 in eine Konjunktion mit Uranus tritt. Ob diese Konjunktion für Dich persönlich relevant ist und wo in Deinem Leben sie eine Rolle spielt, kann aber allgemein ebenfalls nicht gesagt werden.

Was hier für den Stier erläutert wurde, gilt analog selbstredend für alle Tierkreiszeichen und alle Planeten! Diese Form der Astrologie würde ja die gesamte Menschheit auf 12 Typen reduzieren – und die erleben dann alle das gleiche zur gleichen Zeit. Nun, dass es so einfach nicht funktioniert, das leuchtet wohl ein.

Leider heißt das nicht, dass Du zu dieser Frage nicht zig Antworten im Internet finden würdest!

Das Netz ist brechend voll davon! Bei diesen Antworten geht der astrologische Laie nun möglicherweise davon aus, dass diese Antworten ihn ja betreffen – er hat ja eine Stier-Sonne! Aber: Papier – oder hier das Netz – ist geduldig! Aus meiner Sicht ist diese Form der Prognose aber viel zu allgemein und oft genug schlicht und ergreifend falsch. Das individuelle Horoskop kann gänzlich andere Themen aufzeigen!

Natürlich kann auch mal eine Aussage passen. Aber wie hat es mein Lehrer immer formuliert?

„Es ist keine Kunst, richtige Vorhersagen zu machen. Die Kunst besteht darin, keine falschen zu machen.“

Die Langsamläufer als Anzeiger für kollektive Lernaufgaben

Eine absolut sinnvolle Betrachtung ist die kollektive oder auch „mundane“ Sicht auf die aktuelle Zeitqualität: Uranus in Stier, Pluto in Wassermann, Neptun in den Fischen und die Mondknotenlinie.

Bei dieser Betrachtung untersucht man, welche Zeitqualität und Entwicklungsschritte für uns als Menschheitsfamilie im Gesamten anstehen. Dabei ist es dann egal, ob das einzelne Individuum seine Sonne in Schütze, Jungfrau oder Zwillinge hat oder wo der individuelle Aszendent steht.

Das wäre die 3. Form der Fragestellung im Hinblick auf Prognose: „Welche Entwicklungsaufgaben und Chancen stehen für die Menschheit kollektiv gerade an?“.

Bei dieser Fragestellung betrachtet man vorrangig das Zeichen, in welchen die Langsamläufer jetzt stehen, oft auch erweitert um die Mondknotenlinie. Auch Hauptaspekte, welche die Langsamläufer zu Mars, Jupiter oder Saturn bilden machen in dieser Betrachtung Sinn.

Während im Individualhoroskop die Langsamläufer nicht in den Zeichen gedeutet werden, stattdessen aber in den Häusern und Aspekten, wird bei der kollektiven Betrachtung die Logik umgedreht: gerade da die Langsamläufer so lange Zeitspannen in einem Tierkreiszeichen stehen, geben sie Hinweise auf kollektive Strömungen und Entwicklungen. Uranus, Neptun und Pluto gelten als geistige Planeten, welche das kollektive Unbewusste repräsentieren. Sie zeigen an, welche Themen in den Fokus der kollektiven Bewusstwerdung rücken sollen und welche Prozesse auf globaler Ebene ins Rollen kommen.

Venus in den Fischen – werden wir jetzt alle romantisch?

Damit kommen wir zur ersten der oben genannten und auch beliebtesten Form der aktuellen Konstellationsdeutung: ein schneller Planet – Venus, Merkur, Sonne oder Mond – betritt ein neues Zeichen. Klar, da kann man immer was schreiben, passiert ja laufend. Bei Mond immerhin alle 2,3 Tage, bei Venus, Merkur und Sonne ca. alle 30 Tage – damit gibt es immer genug Stoff, zu welchem man was schreiben oder erzählen kann.

Wenn dann wenigstens die Aspekte zu anderen aktuellen Konstellationen miteinbezogen werden, dann macht es ja auch schon wieder etwas mehr Sinn. Aber nur weil Merkur jetzt in die Fische geht, werden wir nicht alle zu hochsensiblen Dichtern und mit Mond in den Zwillingen auch nicht zu heiteren Plaudertaschen.

Klar, wenn ich plane, ein wichtiges Gespräch zu führen, kann ich schon schauen, wie der Merkur an diesem Tag steht und vielleicht darauf warten, dass das Quadrat zu Pluto besser schon vorbei ist. Und vielleicht braucht es ja genau diese Spannung auch, damit endlich Tacheles gesprochen werden kann und die Themen endlich offen auf den Tisch kommen!

Jetzt aber bei jedem kollektiven Mond-Mars-Quadrat (also ca. alle 14 Tage) davon auszugehen, dass für die gesamte Menschheit Streit und Aggression in der Luft liegen und jeder persönlich, individuell mit grantigen Menschen oder inneren Wutanfällen in Kontakt kommen wird, ist weder sinnvoll noch entspricht es auf der individuellen Ebene der Realität! Denn diese Betrachtung lässt ja außer Acht, wie Du in Deiner Anlage – also in Deinem Horoskop – mit dem Thema Mond und Mars umgehst. Und es kann sich im individuellen Leben immer nur verwirklichen, was im eigenen Horoskop angelegt ist!

Unterschied zwischen Horoskop und aktuellem Transit

Genau darin liegt der Unterschied zwischen Horoskop und aktuellem Transitgeschehen am Himmel: im Geburtshoroskop zeigt eine Fische-Venus, wie Du liebst, was also Dein Wert ist in Sachen Liebe, Harmonie und Miteinander. Wenn dann die Transitvenus alle 30 Tage das Zeichen wechselt, wirst Du Deine Werte nicht alle 30 Tage über den Haufen werfen!

Daher zeigen die schnellen Transit-Planeten in den Zeichen eher nur tagesaktuelle Stimmungen und kleinere Gelegenheiten, Geplänkel und alltägliche Herausforderungen.  Die wirklich großen Themen sind daran aber nicht erkennbar.

Auch in der Prognose gilt: es geht um Potenziale

Abschließend sei noch gesagt, dass auch und gerade in der Prognose gilt: „Nichts ist in Stein gemeißelt!“

In den Sternen steht nicht, wie Dinge ausgehen! Hier steht nicht, wann Du Deinen Traum-Mann findest, wann der Krieg endet oder wann der Erlöser der Welt kommt.

Stattdessen geht es um Potenziale, um Möglichkeiten, die sich in der einen oder anderen Form in dieser Zeitspanne verwirklichen werden. Die konkrete Form obliegt aber unserer Bewusstheit – individuell wie kollektiv, unserem konkreten Handeln und letztendlich dem, was wir einzeln und als Menschheitsfamilie daraus machen.

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